Viele Menschen erleben unter GLP-1-/GIP-basierten Abnehmspritzen (Mounjaro, Ozempic & Co.) eine Veränderung der Verdauung. Eine der häufigsten Nebenwirkungen ist Verstopfung. Sie tritt vor allem in den ersten Wochen einer Behandlung oder bei einer Dosiserhöhung auf und kann den Alltag spürbar beeinflussen.
Fazit vorab
- Warum es passiert: GLP-1- und GIP-basierte Medikamente verlangsamen die Magenentleerung und reduzieren die Darmbewegung. Dadurch verbleibt der Stuhl länger im Darm und wird fester.
- Wie häufig: Unter Semaglutid trat Verstopfung bei rund 24 von 100 Personen auf, unter Tirzepatid je nach Dosierung bei etwa 11 bis 17 von 100. In Placebogruppen lagen die Werte deutlich niedriger.
- Wann es auftritt: Die Beschwerden zeigen sich häufig in den ersten Wochen der Behandlung oder während einer Dosiserhöhung und klingen bei vielen Betroffenen nach einiger Zeit wieder ab.
- Was häufig unterstützt: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr, langsam gesteigerte lösliche Ballaststoffe (z. B. Flohsamenschalen), regelmäßige Bewegung sowie ein behutsames Vorgehen bei Dosisanpassungen in Rücksprache mit der behandelnden Praxis.
- Wann ärztliche Abklärung notwendig ist: Bei starken Bauchschmerzen, anhaltendem Erbrechen, ausbleibendem Stuhlgang und ausbleibenden Blähungen oder deutlich aufgeblähtem, hartem Bauch sollte zeitnah medizinisch beurteilt werden.
Warum Verstopfung unter Abnehmspritzen entsteht
GLP-1- und GIP-Rezeptor-Agonisten verlangsamen den Transport von Nahrung durch Magen und Darm. Diese verlangsamte Magen-Darm-Bewegung ist ein Teil der therapeutischen Wirkung: Sie führt zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl. Gleichzeitig kann der Stuhl jedoch länger im Darm verweilen und dabei mehr Flüssigkeit verlieren. Das Ergebnis ist oft ein harter, trockener Stuhl, der schwerer absetzbar ist.
Dazu kommt, dass viele während der Therapie weniger Hunger verspüren und weniger essen. Eine insgesamt geringere Nahrungs- und Ballaststoffmenge kann ebenfalls dazu beitragen, dass der Stuhl weniger Volumen hat und träger transportiert wird.
Wie häufig Verstopfung auftritt
- Unter Semaglutid (z. B. Ozempic®/Wegovy®) berichteten in klinischen Studien etwa 24 von 100 Personen über Verstopfung. In der Placebogruppe waren es rund 11 von 100.
- Unter Tirzepatid (z. B. Mounjaro®/Zepbound®) traten je nach Dosis etwa 11 bis 17 von 100 Fällen auf, im Vergleich zu rund 5 von 100 unter Placebo.
- Die Beschwerden beginnen häufig innerhalb der ersten Behandlungswochen oder in Phasen, in denen die Dosis erhöht wird.
- Viele Betroffene berichten, dass sich die Verdauung nach 4 bis 8 Wochen wieder stabilisiert, sobald sich der Körper an die neue Dosis gewöhnt hat.
Faktoren, die Verstopfung begünstigen können
- Geringe Flüssigkeitsaufnahme: Wenn zu wenig getrunken wird, wird dem Stuhl zusätzlich Flüssigkeit entzogen und er wird härter.
- Wenig lösliche Ballaststoffe: Eine sehr ballaststoffarme Ernährung führt häufig zu geringerem Stuhlvolumen und einer langsameren Passage.
- Wenig Bewegung im Alltag: Längeres Sitzen oder Liegen verlangsamt die natürliche Darmbewegung und kann die Beschwerden verstärken.
- Sehr fettreiche oder eiweißbetonte Ernährung bei wenig Gemüse und Obst: Dadurch kann der Stuhl trockener und kompakter werden.
- Weitere Medikamente: Bestimmte Präparate wie eisenhaltige Mittel oder einzelne Schmerzmittel können zusätzlich die Darmbewegung reduzieren.
Was gegen Verstopfung hilft
- Trinkmenge priorisieren: gleichmäßig über den Tag (Wasser/ungesüßter Tee).
- Lösliche Ballaststoffe langsam einschleichen: z. B. Flohsamenschalen; mit Wasser einnehmen.
- Alltagsbewegung erhöhen: zügige Spaziergänge, Treppen, sanfte Aktivierung nach Mahlzeiten.
- Essrhythmus & Mahlzeitenstruktur: regelmäßige Zeiten; nicht ausschließlich sehr fett-/eiweißlastig, etwas Gemüse/Obst (verträglich) für Stuhlvolumen.
- Aufdosierung entschleunigen: Dosis länger halten, bevor erhöht wird – nur in Rücksprache mit dem Arzt.
- Bei Bedarf (ärztlich abklären): milde, osmotische Maßnahmen (z. B. macrogol/PEG) oder magnesiumhaltige Optionen; reizende Abführmittel sind nicht für den Dauergebrauch gedacht.
Sofort ärztlich abklären:
- starke/kolikartige Bauchschmerzen
- wiederholtes Erbrechen
- keine Blähungen/kein Stuhl
- Fieber
- Blut im Stuhl
- kreidebleicher/aufgetriebener Bauch.
Was viele aus der Community berichten
- Verstopfung ist besonders in der Anfangsphase bemerkbar und lässt häufig nach mehreren Wochen nach.
- Flüssigkeit + Flohsamen + Bewegung werden oft als wirkungsvolle Kombination beschrieben.
- Zu schnelle Dosissteigerungen werden häufiger als belastend empfunden; behutsameres Vorgehen wird als angenehmer erlebt (immer ärztlich begleitet).
- Sehr fettlastige Mahlzeiten verstärken Beschwerden bei vielen subjektiv, ausgewogenere Mahlzeiten werden oft als verträglicher beschrieben.
Studienlage
- Semaglutid: In klinischen Studien berichteten etwa 24 % der Teilnehmenden über Verstopfung. Die meisten Fälle waren mild bis moderat und traten vor allem während der Dosissteigerung auf.
- → https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34514682/
- Fortgeführte GLP-1-Therapie: Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung wurden als häufig, aber meist vorübergehend beschrieben.
- → https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/2777886
- Tirzepatid: In Studien zur Gewichtsreduktion lag die Häufigkeit von Verstopfung je nach Dosierung zwischen 11 % und 17 %.
- → https://zepbound.lilly.com/hcp/clinical-data-weight
- Mechanismus: Wissenschaftliche Übersichtsarbeiten bestätigen die verlangsamte Magen- und Darmbewegung als plausiblen Grundmechanismus.
- → https://academic.oup.com/endo/article/166/1/bqae155/7906037
FAQ – Häufige Fragen zu Verstopfung unter Abnehmspritzen
Tritt Verstopfung bei allen Abnehmspritzen auf?
- Verstopfung kann bei allen GLP-1- und GIP-basierten Medikamenten auftreten, da sie die Magenentleerung und die Darmbewegung verlangsamen. Die Stärke der Beschwerden unterscheidet sich jedoch von Person zu Person.
Wann beginnt die Verstopfung typischerweise?
- Häufig tritt sie in den ersten Wochen der Behandlung oder in Phasen auf, in denen die Dosis erhöht wird. Viele Betroffene berichten über eine Besserung, sobald der Körper sich an die Dosis gewöhnt hat.
Geht die Verstopfung wieder weg?
- Bei einem großen Teil der Anwenderinnen und Anwender bessern sich die Beschwerden nach einigen Wochen von selbst. Das hängt davon ab, wie gut sich Verdauung und Ernährung auf die neue Situation einstellen.
Kann man Verstopfung durch Ernährung beeinflussen?
- Ja. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sowie lösliche Ballaststoffe können die Verdauung unterstützen. Viele empfinden kleinere, ausgewogene Mahlzeiten als angenehmer als sehr fett- oder eiweißreiche Mahlzeiten ohne Gemüseanteil.
Hilft Bewegung wirklich?
- Regelmäßige, alltagsnahe Bewegung kann die Darmtätigkeit anregen. Schon kurze Spaziergänge nach Mahlzeiten werden von vielen als wohltuend beschrieben.
Sollte man die Dosis verringern, wenn Verstopfung auftritt?
- Änderungen der Dosis sollten nie eigenständig erfolgen. In vielen Fällen kann es hilfreich sein, eine Dosis länger zu halten, bevor sie erhöht wird. Dies sollte immer gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Was kann man tun, wenn einfache Maßnahmen nicht ausreichen?
- In manchen Fällen können osmotische Mittel wie Macrogol unterstützen. Diese Entscheidung sollte jedoch ärztlich begleitet erfolgen, um eine passende und sichere Anwendung sicherzustellen.
Wann sollte man ärztliche Hilfe suchen?
- Wenn starke Bauchschmerzen auftreten, wiederholtes Erbrechen, ein harter aufgeblähter Bauch oder mehrere Tage weder Stuhlgang noch Blähungen möglich sind, sollte zeitnah medizinisch abgeklärt werden.
Schlussfazit
Verstopfung ist unter Abnehmspritzen häufig, vor allem in der Anfangsphase oder bei steigender Dosierung. Die Beschwerden sind in der Regel vorübergehend und lassen sich oft durch einfache, alltagsnahe Maßnahmen deutlich lindern. Gleichzeitig gilt: Starke Beschwerden oder Warnzeichen sollten frühzeitig ärztlich abgeklärt werden. Eine individuell angepasste Dosierung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine ausgewogene Ernährung können die Verträglichkeit langfristig verbessern.
Quellen
- FDA-Label Ozempic® (Semaglutid) – 2025
- PubMed: Wharton 2022 – GI-Tolerabilität Semaglutid 2,4 mg (STEP-Daten)
- JAMA (STEP-4): Fortführung vs. Placebo – GI-Ereignisse
- Nature Medicine (STEP-5): 2-Jahres-Daten Semaglutid
- Endocrinology 2025: GLP-1-basierte Therapie & GI-Funktion
- Zepbound® HCP: Nebenwirkungsraten (inkl. Verstopfung)
- FDA-Label Zepbound® (Tirzepatid) – 2025
Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und ersetzt keine medizinische Beratung oder Behandlung. Medikamente wie Ozempic® und Mounjaro® sind verschreibungspflichtig. Off-Label-Anwendungen erfolgen stets auf eigenes Risiko und sollten nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.











